Kunden

Käufer und Käuferinnen von sexuellen Dienstleistungen

Gesetzeslage

Art 1 GG: (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt. (2) Das Deutsche Volk bekennt sich darum zu unverletzlichen und unveräußerlichen Menschenrechten als Grundlage jeder menschlichen Gemeinschaft, des Friedens und der Gerechtigkeit in der Welt. Art 2 GG: (1) Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit, soweit er nicht die Rechte anderer verletzt und nicht gegen die verfassungsmäßige Ordnung oder das Sittengesetz verstößt. (2) Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit. Die Freiheit der Person ist unverletzlich. In diese Rechte darf nur auf Grund eines Gesetzes eingegriffen werden.

Das Prostituiertenschutzgesetz spricht nur in § 32 von Kunden, indem eine Kondompflicht festgeschrieben wird. Klar ist:

  • sie (Männer und Frauen) sind diejenigen, die sexuelle Dienstleistungen in Anspruch nehmen und dafür bezahlen.
  • sie sind diejenigen, die den direkten Kontakt zu den Sexarbeiter*innen haben und
  • sie besuchen für ihre Wünsche, Begierden, Bedürfnisse gegebenenfalls eine Prostitutionsstätte.

Art. 1 + 2 GG in Verbindung mit den Menschenrechten und der hierzu ergangenen höchstrichterlichen Rechtsprechnung schützen die Rechte jedes einzelnen Menschen, unter anderem seine Sexualität auszuleben und zwar in der Art und Weise, wie die Person es möchte. Dabei dürfen natürlich die Rechte von anderen Menschen nicht missachtet werden, z. B. Sexualität erzwingen/Vergewaltigung/Gewalt etc.

Sexualität ist identitätstiftend und ist ein Menschenrecht. Für die meisten Menschen ist Sexualität (im weitestens Sinne des Wortes) gesund, lebenserhaltend, Kraft gebend, lustvoll und macht glücklich.

Wo und wie ein Mensch seine Sexualität auslebt, ist seine eigene, private Sache – also kann er dies auch mit einer Sexarbeiter*in, im Bordell und gegen Geld tun.

Doch warum sprechen die meisten Menschen nicht über ihre Erlebnisse im Bordell und überhaupt über ihre sexuellen Wünsche? ⁠Warum kennt (fast) niemand Menschen, die zu Sexarbeiter*innen gehen?

Offensichtlich befürchten diese Diskriminierung und negative Konsequenzen für ihr Privat-, Familien- und Berufsleben, denn das Stigma der Sexarbeit ist gewaltig und allmächtig. ⁠Würden sie dagegen mehr in die Öffentlichkeit treten und von ihren Erfahrungen sachlich, empathisch und realistisch berichten, wäre das Bild über sie positiver. So heißt es leider oft: "Der ecklige Freier, der schmierige Freier, das Monster".

Dieses Bild wird leider weitestgehend geprägt von schauerlichen Geschichten der Prostitutionsgegner*innen, Medien und den meist unmoderierten Berichten in sogenannten Freierforen.

Diese sind oft unwürdig, frauen- und sexarbeiterfeindlich, sexistisch und geprägt von den wildesten Sexphantasien. Gleichzeitig sind solche Berichte nicht die Norm!

Oft fragt man sich, wie ein Kunde über das Erlebnis bei einer Sexarbeiterin so ausführlich, breit und lang schreiben kann, wenn er doch – laut eigener Aussage – nur 10 oder 20 Minuten bei ihr war. Für einige der Texte hätte selbst ein geübter Schreiber mehr als eine Stunde und mehr investieren müssen.

Dagegen sind die Rückmeldungen der Sexarbeiter*innen über ihre Kund*innen mehrheitlich positiv: resepktvoll, freundlich, großzügig, zärtlich, sauber, hilfsbereit, hält sich an Absprachen und respektiert ein NEIN.

⁠Auffällig ist, dass sich viele Kund*innen schwer tun, über ihre sexuellen Begierden zu sprechen – ihnen fehlt schlichtweg die Sprache und die Übung, was ein Indikator dafür ist, dass es einen Mangel an sexueller Aufklärung und Bildung in unserer Gesellschaft gibt. Auch gesellschaftliche Tabus und anerzogener Scham sind ein nicht zu übersehender Faktor.

Doch dies ist zweifelsohne notwendig für ein erfülltes und glückliches Leben!

Das Hurenstigma sorgt sicher auch dafür, dass Kund*innen sich kaum für Sexarbeiter*innen und für ihre Rechte engagieren, was im Kontext des geforderten Sexkaufverbot dramatisch ist, denn es wird sie am Härtesten treffen. ⁠In allen anderen Branchen ist es selbstverständlich sich zu outen:

  • natürlich spricht man in seinem Kollegenkreis über ein gutes Restaurant,
  • hinterlässt nach einem schönen Urlaub im Wellnesshotel eine postive Bewertung,
  • berichtet begeistert von einem Konzert seiner Lieblingsband oder einem herausragenden Balletabend und
  • postet die neue Uhr, das ausgefallene Auto oder Kleidungsstück stolz auf den Sozialen Medien.

Hier müssen Kund*innen für ihr eigenes Wohlbefinden und das der Sexarbeiter*innen aktiver werden.

Vor Jahren traten Kund*innen schon mal zusammen als Gruppe in die Öffentlichkeit. Dies ist gerade erneut geschehen. Es tut sich was!

Unzählige Studien haben sich mit den Kunden auseinandergesetzt, sie befragt und ihnen in langen Interviews Gelegenheit gegeben, sich darzustellen und zu präsentieren. Die Ergebnisse waren meist positiv und bestätigten, dass Kunden einen Querschnitt der Bevölkerung darstellen. Sie sind ledig oder verheiratet, gehörten einer oder keiner Religionsgruppe an, sind Mitglieder in verschiedensten Vereinen und Parteien, üben alle möglichen Berufe aus, sind gesund oder auch körperlich oder psychisch beeinträchtig, Ehemänner und -frauen, Brüder und Schwestern, Väter, Mütter, Onkel und Tanten, Nachbarn, etc.

Auffällig ist, dass es in allen Studien häufig um die männliche Kundschaft geht, aber viel zu selten Frauen oder andere Geschlechter überhaupt als Kundinnen gesehen bzw. wahrgenommen werden, obwohl es sich hier nicht um Einzelfälle handelt. Sicher ist, dass wir noch viel zu wenig Informationen darüber haben, wer und warum Menschen zu Sexarbeiter*innen gehen.

⁠Über die Anzahl der Kund*innen gibt es dagegen - wie bei der Anzahl der Sexarbeiter*innen - nur Spekulationen und Schätzungen.

Titelbild des Buches

Hydra e. V., 1991, Galgenberg Verlag, Freier - Das heimliche Treiben der Männer

Beispiele

Forderung

Links & Quellen